Paul Fleming

Es ist unverwand - mein Hertze... (Paul Fleming)

   

    Es ist unverwand / mein Hertze /

das ich trage gegen dir.

Es ist unverwand in mir /

du mein Trost und auch mein schmertze, /

was sich regt in meinem Blute /

weiß von keinem Wanckel-muthe.

    Lasse dich diß nicht betrüben /

daß ich dir ohn unterlaß

von der Pein / die mich macht blaß

seither habe nicht geschrieben.

Das Gemüthe redt die fülle /

schweigt gleich Mund und Feder stille.

    Siehst du / wie die festen Eichen

für den Stürmen sicher sind /

wie der schwache Norden-wind

von den Felsen ab muß weichen?

Mein starck Hertze / das dich meynt /

bleibt / weil uns die Sonne scheint.

    Geuß die Strahlen deiner lieben /

deiner süßen Trefligkeit /

in mein Hertze / das sich freut /

sich ümm dich auch zu betrüben.

Deine keusche Schönheit macht

daß mein Mund auch weinend lacht.

    Nun / erfreue mich / O Schöne /

daß ich / wie ich vorgethan /

so auch ferner sagen kan:

Die getreue Basilene /

Basilene die getreue /

thut stets / was ich mich stets freue.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.