Erbarme du dich meiner Quahlen... (Paul Fleming)
Erbarme du dich meiner Quahlen /
du dicker wüster Heyn /
dem Titans allerhellste Strahlen
doch geben keinen Schein.
Wie dunckel hier ist deine schwartze Höle /
So finster auch ist meine krancke Seele.
Laß unter deinem stillen Schatten
mein klagen sicher gehn
und höre meinen Sinn / den matten /
sein Leid-lied recht erhöhn.
Den armen Sinn / der seinen Haß auch liebet /
den nichts erfreut / als daß er ist betrübet.
So muß ich todter dennoch leben?
Ach! kan diß möglich seyn?
Was meiner Seelen Trost soll geben /
das selbst ist ihre Pein.
Ach mir! was ists vor ein verkehrtes Wesen /
das mich bringt ümm von dem will ich genesen.
Glaubts / wo ihrs anders könnt verstehen /
ihr Blätter ingesammt /
der Pein muß eure Zahl nachgehen
in die ich bin verdammt.
Die Wolge hier hat nicht so viel der Tropffen
als ängste mir an meine Seele klopffen.
Natürlich ists / das stetigs klagen
uns endlich alle macht.
Ich werd erquickt durch ewigs plagen /
und will seyn ümmgebracht.
Laß sehn ob ich durch Freude denn kan sterben /
dieweil kein leid mich doch nicht kan verderben.