Paul Fleming

Er verwundert sich seiner Glückseeligkeit (Paul Fleming)

   

    Wie mir es gestern gieng / und wie ich ward empfangen

in meiner Freundinn Schoß / weiß Sie nur und nur ich.

Das allerliebste Kind das hertzt' und grüßte mich.

Sie hielte fäste mich / wie Ich sie hart' ümmfangen.

    Auf meinem lag ihr Mund / auff ihren meine Wangen.

Offt sagte sie mir auch / was nicht läst sagen sich.

Darümm du / Momus / nicht hast zu bekümmern dich.

Bey ihr ist noch mein Sinn / bey mir noch ihr Verlangen;

    O wol mir / der ich weiß / was nur die Götter wissen /

die sich auch / wie wir uns / in reiner Keuschheit küssen.

O wol mir / der ich weiß / was kein verliebter weiß.

    Wird meiner Seelen Trost mich allzeit also laben /

mir allzeit also thun / so werd' ich an ihr haben

ein weltlichs Himmelreich / ein sterbliche Paradeiß.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.