Paul Fleming

Auf H. Johann Friedrich Schröters und Marien Magdalenen Weinmans Hochzeit. An das Frauenzimmer und Gesellschafft (Paul Fleming)

und Marien Magdalenen Weinmans Hochzeit.

An das Frauenzimmer und Gesellschafft.

           

    Heute sind der Götter Schaaren

außspatzieret allzumahl;

haben sich verfügt bey Paaren

in den weiten Sternen-Saal.

Pflocken Blumen / winden Kräntze /

Führen liebe Lobe-Täntze.

    Venus hertzet ihren Buhlen.

Mars vertauscht den rohten Streit.

Zynthius die blassen Schulen /

mit der süßen Müßigkeit.

Pflocken Blumen / winden Kräntze /

Führen liebe Lobe-Täntze.

    Zeres springt auff allen Reinen

mit der frohen Bauer-Welt /

ümm die Tennen / ümm die Scheunen /

ümm das abgethane Feldt.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

Führet liebe Lobe-Täntze.

    Ihr auch / Götter und Göttinnen /

nur nicht ohne Sterbligkeit

lebet nach deß Himmels-sinnen /

dem ihr sonst gantz ähnlich seyd.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

Führet liebe Lobe-Täntze.

    Hier steht richender Lavendel /

da gesunde Saturey.

Eißwig / Poley / Narde / Quendel /

Tausendschön und Allerley.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

Führet liebe Lobe-Täntze.

    Müntze / Roßmarin / Zypressen /

Nelcken / Scharlach / Amaranth

bleiben gleichsfalls unvergessen /

und was noch nicht ist genannt.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

Führet liebe Lobe-Täntze.

    Pflocket / windet ümm die Wette.

Alles soll von Farben seyn.

Führet auff ein Blumen-Bette /

legt die zwey verliebten drein.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

führet liebe Lobe-Täntze.

    Legt sie drein. Pflockt / windet immer /

streuet auff das Liebe-Paar.

Tantzet ümm ihr bundtes Zimmer /

und ümmschrenckt sie gantz und gar.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

führet liebe Lobe-Täntze.

    Lobe-Täntze so die Wercke

der Welt-mehrerinn vermehrn /

und deß großen Knabens stärcke /

den die Zyprus-bürger ehrn.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

führet liebe Lobe-Täntze.

    Pflocket / windet / streuet / springet /

tantzet / jauchzet / was ihr könnt /

aller Himmel hats gedinget /

alle Welt ist so gesinnt.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

führet liebe Lobe-Täntze.

    Biß der Gott der güldnen Gluten /

der die braunen Mohren brennt /

in die Hesperischen Fluten

freygelaßnes Zügels rennt.

Pflocket Blumen / windet Kräntze /

führet liebe Lobe-Täntze.

    Gleiches Glücke wartet Eurer /

geb' es Gott noch dieses Jahr /

da man wird ümm neue Freyer /

hier und da / und dort ein Paar /

Blumen pflocken / Kräntze ziehren /

und so Lobe-Täntze führen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.