Paul Fleming

Zur Zeit seiner Verstossung (Paul Fleming)

       

    Ein Kauffmann / der sein Gut nur einem Schiffe traut /

ist hochgefährlich dran / in dem es bald kan kommen /

daß ihm auff einen Stoß sein gantzes wird genommen.

Der fehlt / der allzuviel auff ein Gelücke traut.

    Gedenck' ich nun an mich / so schauret mir die Haut.

Mein Schiff das ist entzwey. Mein Gut ist weggeschwommen.

Nichts mehr das ist mein Rest; das machet kurtze Summen.

Ich habe Müh' und Angst / ein ander meine Braut.

    Ich unglückseeliger! mein Hertze wird zerrissen /

mein Sinn ist ohne sich. Mein Geist zeucht von mir aus.

Mein alles wird nun nichts. Was wird doch endlich drauß?

    Wer eins doch übrig noch / so wolt' ich alles missen.

Mein theuerster Verlust der bin selb-selbsten ich.

Nun bin ich ohne Sie / nun bin ich ohne mich.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.