Paul Fleming

Und gleichwol kan ich anders nicht... (Paul Fleming)

   

    Und gleichwol kan ich anders nicht /

Ich muß ihr günstig seyn.

Ob gleich der Augen stoltzes Licht

mir mißgönnt seinen Schein.

Ich wil / ich soll / ich muß dich lieben /

dadurch wir beyd' uns nur betrüben /

weil mein Wunsch doch nicht gilt /

und du nicht hören wilt.

    Wie manchen Tag / wie manche Nacht /

wie manche liebe Zeit /

hab' ich mit klagen durchgebracht /

und du verlachst mein Leid.

Du weist / du hörst / du siehst die schmertzen /

und nimmst dir keinen doch zu Hertzen /

So / daß ich zweifle fast /

ob du ein Hertze hast.

    Ach dencke / dencke / was du thust.

Ich kan nicht anders seyn.

Ich hab' an meinem Leiden lust.

Du hassest meine Pein.

Kan ich denn keine Huld' erlangen /

So laß mich die Gunst nur empfangen /

und wolle doch mit mir /

daß ich stracks sterbe hier.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.