An Dulkamaren (Paul Fleming)
Wie kan ich ohne Haß / dich / Dulkamara / lieben /
du bitter-süße du? Bald bist du gar zu gut.
Bald / wenn ein schlechter Wahn ersteiget deinen Muth /
So steht mein naher Todt ümm deiner Stirn geschrieben.
So lange hast du nun diß Spiel mit mir getrieben.
Sag' / ob dir meine Pein denn also sanffte thut?
Ob dich mein frohseyn schmertzt; so weiß ich / theures Blut /
daß ich bey Lust und Noth die Masse mehr muß üben.
Wer' ich / wie du gesinnt; so könt' auch ich / wie du /
bey gleichem Muthe seyn inzwischen Müh' und Ruh /
inzwischen Leid' und Lust bey einem Hertzen stehen.
So / weil ich standhaft bin / weichst du ohn unterlaß.
Wie kan es anders seyn? Ich muß zu grunde gehen /
durch dich / gehaßtes Lieb / durch dich / geliebter Haß.