Paul Fleming

An Anemonen Nachdem er von Ihr gereiset war (Paul Fleming)

Nachdem er von Ihr gereiset war.

   

    Ach einig diß war übrig noch

von allen meinen Plagen /

daß ich das schwere Liebes-Joch

muß abgeschieden tragen.

Die mir das gröste Leiden thut /

die tröstet meine Sinnen.

Ich brenn / und meines Brandes Glut

ist / ach! wie weit! von hinnen.

    Nicht gläub' ich / daß die letzte Noth

mir größre Quahl kan machen.

An mir lebt nichts nicht / als der Todt;

der starck ist in mir schwachen.

Das krancke Hertze windet sich /

die matten Augen brechen.

Nichts denck' ich / Liebste / denn an dich.

Doch kan mein Mund nichts sprechen.

    Ach Anemone / meine Lust /

bleib unverwand im Hertzen.

Ich thu dasselbe / wie du thust /

und fühle gleiche Schmertzen.

Ists wahr / daß alle Fröligkeit

wird süßer nach dem Leyden /

So schicke / Schatz / dich in die Zeit.

Wir sehen uns mit Freuden.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.