An Anemonen Nachdem er von Ihr gereiset war (Paul Fleming)
Nachdem er von Ihr gereiset war.
Ach einig diß war übrig noch
von allen meinen Plagen /
daß ich das schwere Liebes-Joch
muß abgeschieden tragen.
Die mir das gröste Leiden thut /
die tröstet meine Sinnen.
Ich brenn / und meines Brandes Glut
ist / ach! wie weit! von hinnen.
Nicht gläub' ich / daß die letzte Noth
mir größre Quahl kan machen.
An mir lebt nichts nicht / als der Todt;
der starck ist in mir schwachen.
Das krancke Hertze windet sich /
die matten Augen brechen.
Nichts denck' ich / Liebste / denn an dich.
Doch kan mein Mund nichts sprechen.
Ach Anemone / meine Lust /
bleib unverwand im Hertzen.
Ich thu dasselbe / wie du thust /
und fühle gleiche Schmertzen.
Ists wahr / daß alle Fröligkeit
wird süßer nach dem Leyden /
So schicke / Schatz / dich in die Zeit.
Wir sehen uns mit Freuden.