An Anemonen (Sonett) (Paul Fleming)
Ich meynt' / ich hätte dir mein gantzes Hertz' entdeckt /
mein lassen und mein Thun / mein wollen und beginnen /
So / daß ich mich mir selbst nicht besser öffnen können.
Ich war nun nicht in mir; Ich war in dich versteckt.
Was hat denn diesen Haß so bald auff mich erweckt /
daß du mir itzund auch ein Auge nicht wilst gönnen?
Besinne dich doch / Lieb / wo du was kanst besinnen /
wie hoch mich dieses schmertzt / wie sehr mich dieß erschreckt.
Gedencke doch an dich / wilst du an mich nicht dencken.
Sey mir feind / und nicht dir / dieweil es Zeit ist noch.
Wilst du mich richten hin / so schone deiner doch /
als die ümm meinen Todt zu tode sich wird kräncken.
Nim einmahl dieses dir für allemahl gesagt;
Du bist die einige / die ewig mir behagt.