Martin Opitz

Ode IV (Martin Opitz)

       

    Jetzund kömpt die Nacht herbey /

Vieh vnd Menschen werden frey /

Die gewüntschte Ruh geht an;

Meine Sorge kömpt heran.

    Schöne gläntzt der Mondenschein /

Vnd die Gülden Sternelein;

Froh ist alles weit vnd breit /

Ich nur bin in Trawrigkeit.

    Zweene mangeln vberall

An der schönen Sternen Zahl;

Diese Sternen die ich mein'

Ist der Liebsten Augenschein.

    Nach dem Monden frag' ich nicht /

Tunckel ist der Sternen Liecht;

Weil sich von mir weggewendt

Asteris mein Firmament.

    Wann sich aber neigt zu mir

Dieser meiner Sonnen Ziehr /

Acht' ich es das beste seyn /

Daß kein Stern noch Monde schein.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000361-X
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.