Martin Opitz

An die Augen seiner Jungfrawen. Fast auß dem Holländischen (Sonnet IIX) (Martin Opitz)

         

    LEitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit /

Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben /

Jhr Augen / wann ich euch so freundlich sehe schweben /

So bin ich als entzückt / vnd kenne gantz kein Leid.

    Dann jhr beschliest in euch ein' hohe Liebligkeit /

Vnd lieblich' Hoheit; jhr / jhr könnt alleine geben

Genüge / rechte Lust: wornach wir Männer streben

Das habt jhr / O mein Liecht / vor allem weit vnd breit.

    Natura selber liegt im Tunckeln fast begraben /

Vnd mangelt ihres Liechts / von wegen jhrer Gaben /

Die gantz versamblet sind in solcher engen statt,

    Doch ist sie enge nicht / vnd kann sich weit ergiessen /

Ja were groß genung fast alles einzuschließen /

Weil sich mein' arme Seel' in ihr verirret hat.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000361-X
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.