Johann Wolfgang von Goethe

Fliegentod (Johann Wolfgang von Goethe)

         

Sie saugt mit Gier verrätrisches Getränke

Unabgesetzt, vom ersten Zug verführt;

Sie fühlt sich wohl, und längst sind die Gelenke

Der zarten Beinchen schon paralysiert,

Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu putzen,

Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzustutzen –

Das Leben so sich im Genuß verliert.

Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen;

So schlürft sie fort, und mitten unterm Saugen

Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering