Lorbeer und Epheu (Heinrich Seidel)
Lorbeer und Epheu
Der nach dem Lorbeer lebenslang gerungen,
Er starb dahin, bevor es ihm gelungen,
Vergebens war sein heissestes Bemühn.
Ein bald vergessnes Grab in stiller Ecke,
Ein Eisenkreuz und eine Rasendecke,
Und drüberhin der Epheu still und grün.
Der Epheu wächst, nicht weiter kann er steigen
Er tastet in die Luft mit seinen Zweigen,
Und in die Runde geht er hoch und breit
Wie eines Lorbeerbaumes stolze Krone,
So wölbt er sich dem, der da ruht, zum Lohne -
Ach, nur ein Lorbeer der Vergessenheit!