Gottlieb Konrad Pfeffel

Die gelbe Rose (Gottlieb Konrad Pfeffel)

   

Gib mir, o Mutter, also bat

Einst Floren eine kaum dem Schoße

Des Nichts entstiegne weiße Rose,

Gib mir der Schwester Incarnat.

Begnüge, Kind, dich mit der Gabe,

Die ich dir eingebunden habe.

Der Unschuld Farbe schmückt dich ja,

Sprach Flora sanft. Doch wer bekehret

Ein Herz, das Eifersucht betöret?

Sie murrt, sie schmollt. Als Flora sah,

Daß sie die Mutterhuld mißbrauchte:

Nun wohl! rief sie erzürnt und hauchte

Sie an: So nimm, an Statt des Kleids

Der Unschuld, das zu deinem Lose,

Was dir gebührt - die Tracht des Neids.

Und so entstand die gelbe Rose.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-87164-032-8
Erschienen im Buch "Skorpion und Hirtenknabe"
Herausgeber: Maximilian Dietrich Verlag