Gottlieb Konrad Pfeffel

Die Exegeten (Gottlieb Konrad Pfeffel)

           

Auf einer britischen Fregatte,

Die Wanderer aus jedem Land

Auf ihrer Fahrt vom Indusstrand

Nach Canton eingenommen hatte,

Geriet ein Sohn des alten Theut

Mit einem Gallier in Streit

Des oft verwünschten Apfels wegen,

Der Pestilenz und teure Zeit,

Symbole, Galgen, Kronen, Degen

Und Schürzen in die Welt gebracht.

Der Deutsche sprach: »Auf unsern Höhen

Bei Borstorf ist sie noch zu sehen,

Die Frucht.« Der weise Franzmann lacht:

»Pardon, wir nennen sie Renette,

Und Frankreich ist ihr Vaterland.«

Die Streiter schrien um die Wette,

Bis man zuletzt für dienlich fand,

Dem Ausspruch zweier Jesuiten

Aus Porto sich zu unterziehn.

»Ei, Freunde!« rief der Loyoliten

Gelehrtes Paar, »wo denkt ihr hin?

Ihr irrt, es war die Apfelsine,

Das schwören wir beim Escobar.«

»Ihr Herrn«, sprach mit bescheidner Miene

Ein Proselyt aus Trankebar,

»Mich dünkt, ich habe wo gelesen,

Es sei die Kokosnuß gewesen.«

Hier biß der alte Schiffskaplan,

Vom Punsch erhitzt, mit wilden Blicken

Sein krummes Pfeifenrohr in Stücken

Und spie es in den Ozean.

»Nein, länger ists nicht auszustehen,

Wer wird die Bibel so verdrehen?«

Rief er, »es ist ja sonnenklar,

God damn, daß es ein Pudding war.«

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-87164-032-8
Erschienen im Buch "Skorpion und Hirtenknabe"
Herausgeber: Maximilian Dietrich Verlag