Friedrich Wilhelm Weber

Uhlands Tod (Friedrich Wilhelm Weber)

       

Zu Tübingen am Neckar,

da steht ein stilles Haus,

da trat beim Sternenlichte,

den Hut tief im Gesichte,

ein bleicher Mann heraus.

Wer weiß, daß du verstummtest?

Dies Haus und ich allein!

Doch morgen wird man trauern

von Memels alten Mauern

bis an den Wasichenstein.

Da schallte von der Brücke

der Burschen strammer Tritt;

sie huben an zu singen,

manch Fräulein von Tübingen

sang in Gedanken mit.

»Ich hatt' einen Kameraden!«

das klang so frisch und voll:

der Bleiche horchte lange,

bis brennend auf die Wange

ihm eine Träne quoll.

Der Mond, der schien so helle,

der aus den Wolken trat,

im Neckar sang es leise,

und fern verklang die Weise:

»Mein guter Kamerad.«

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Vom goldnen Überfluss"
Herausgeber: R. Voigtländers Verlag