NIemand weiß wie schwer mirs fällt... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)
NIemand weiß wie schwer mirs fällt /
Flammen in der brust zu hegen;
Und sie dennoch für der welt /
Nicht ans freye licht zu legen.
Feuer läst sich nicht verhelen;
Denn sein glantz ist allzuklar /
Und die glut verliebter seelen
Macht sich selber offenbar.
Hundert augen die von neid
Und von lauter argwohn brennen /
Sind auff mich zu sehn bereit /
Ob sie was vermercken können.
Noch verberg ich meine schmertzen /
Daß man keine funcken sieht /
Da die liebe doch im hertzen
Wie ein andrer Aetna glüht.
Dieses ist der liebe kunst /
Amor suchet finsternissen /
Und von seiner stillen brunst /
Muß der helle tag nichts wissen.
Venus bricht mit ihrem sterne
Erst bey dunckler nacht herein /
Daß die zarte jugend lerne
In der liebe heimlich seyn.
Drum gewehne dich mein muth /
Deine flammen zu verschweigen;
Laß von der verborgnen glut
Weder mund noch auge zeugen.
Must du dich gleich etwas zwingen /
Ist gleich die verstellung schwer;
Aus den allerschwersten dingen
Kommt die gröste lust offt her.
Vielleicht wird des himmels gunst
Mir das glück noch künfftig gönnen /
Daß die kohlen meiner brunst
Offenbarlich brennen können.
Itzo schreib ich meinem hertzen
Diesen wahren denck-spruch ein:
Feuers-glut und liebes-schmertzen
Müssen wohl bewahret seyn.