DU kennst mein treues hertze... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)
DU kennst mein treues hertze /
Es lieget ja in deiner hand /
Als meiner liebe treues pfand /
So dich bedient im ernst und schertze.
Kein garten blüht mir ohne dich /
Du schöne blume meiner sinnen /
Wie solte doch mein auge sich
Von dir entfernt ergetzen können?
Kein amber will mir schmecken /
Wann du nicht kanst gefährtin seyn.
Der morgenröthe purpur-schein
Verkehrt sich mir in trübe decken /
Wenn deiner augen sonnen-pracht
Die güldnen strahlen mir entziehen /
Und dieses / was dich englisch macht /
Von meiner seiten denckt zu fliehen.
Ich küsse noch die stunde /
Da ich den ersten liebes-kuß /
Aus keuscher freundschafft überfluß /
Genoß aus deinem zucker-munde:
Das reine siegel / so von dir
Auff meine lippen ward gedrücket /
Hat auch die seele selbst aus mir
In süsse bande hingerücket.
Doch fürcht ich das gelücke /
So nicht beständig farbe hält /
Und mir auff tausend wege stellt /
Braucht gegen mich auch seine tücke;
Mich daucht / daß eine fremde hand
Um deine rosen sich läst spüren /
Und dich / in einen andern stand
Aus meinen augen will entführen.
Denn dir zu widerstreben /
Wär eine höllen-harte schuld /
Ich dencke nur / daß ungedult
Uns wenig wieder weiß zu geben;
Mich stell ich dir gehorsam ein /
Was du begehrst aus mir zu machen /
Doch kanstu auff den rosen seyn /
So muß ich auff den dornen lachen.