Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Cato (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

           

SOl ich mein Rom verwüst / und Caesars Palmen schauen?

    Sol ihm des Cato Faust des Thrones Staffeln bauen?

    Nein / Cato, Aug und Hand schaut und vernicht es nicht.

    Rom / Rom / wo bleibt dein Ruhm? dein Wohlstand ist zurissen /

    Was dich itzunder will in Kett' und Fessel schlüssen /

    Empfind ich mehr als diß / was hir mein Leben bricht.

Mein Ohre scheut das Wort / Rom ist berühmt gewesen /

    Ich kan den Feind nicht sehn des SiegesFrüchte lesen /

    Und Bürger an dem Joch und an der Kette stehn.

    Der Cato, und sein Hauß war frey zu seyn gebohren /

    Nach dem mein Vaterland die Freyheit hat verlohren /

    So wil mit ihm zugleich ich auch zu Grabe gehn.

Ich mag und wil mich nicht zu Caesars Schuldner machen /

    Es darf sein falscher Mund nicht meines Lebens lachen /

    Mein Leben und mein Tod steht nicht in Caesars Hand /

    Es mag der Feinde Fleiß Steg / Thor / und Port verschlüssen /

    Des Cato Freyheit wird doch zuentkommen wissen /

    Der Tod wird seine Bahn / der Himmel wird sein Land.

Es soll mich keiner sehn mit tieffgeneigten Rücken /

    Das Wort erschreckt mich fast / vor Caesars Füssen bücken;

    Nein / Cato betet Gott und keinen Menschen an:

    Der durch der Bürger Fall den Ehren-Thron ersteiget /

    Ihm Cronen schmieden läst / und andern Fessel zeiget /

    Ist nur ein Herr vor den / der nichts als dienen kan.

Kein offenbahrer Feind / kein falscher Freund wird sagen:

    Es war durch meine Hand der Cato Tod geschlagen.

    Nein / Cato geht durch sich gemach aus dieser Welt.

    Mein Willen ist der Thron / mein Scepter ist der Degen.

    Ich kan der Feinde Schluß zu meinen Füssen legen /

    Und thue biß in Tod diß was mir wolgefällt.

Der Caesar will das Feld mit todten Bürgern füllen /

    Ich schlage hir halb Tod des Caesars stoltzen Willen /

    Das kleine Zimmer soll die grosse Wahlstad seyn.

    Trotz Caesar das du mich in deinen Ketten führest /

    Und deine Siges-Pracht durch meine Fessel zierest!

    Es reist mein edler Tod dir deinen Fürsatz ein.

Der Freyheit steiffe Fahn die pflantz' ich in die Wunden /

    Durch meine Därme wird der Caesar selbst gebunden /

    Hir stirbt sein freches Wort; ich thue was ich wil.

    Er kan nur / wolt er gleich / mir nicht das Leben schencken /

    Er kan nur / wolt er gleich / mich nicht durch Marter kräncken /

    Sein unbegräntzte Macht schau't hier ein rothes Ziel.

Die Tropffen / so itzund aus meinem Leibe schiessen /

    Die werden ungehemt zu seinen Palmen flüssen /

    Zu Palmen / die der Tod der Bürger aufgebracht.

    Ich weiß sie werden ihn'n Krafft / Ruhm und Farbe nehmen.

    Ihr Hochmuth soll sich noch für diesem Blute schämen /

    Das Heuchler vieler Art zu Rom itzt schamrot macht.

Der Caesar kan zwar Rom / doch nicht mein Hertz ersteigen /

    Wird sich die Haubtburg gleich vor seinem Scepter neigen /

    So neigt sich doch vor ihm die Burg der Freyheit nicht.

    Es soll kein Tropffen Blut des Caesars Nahmen ehren /

    Und mein verblaster Mund wird nach dem Tode lehren /

    Daß nicht der Wütterich den Schluß der Freyheit bricht.

Mein Blut / das hir verscheust / wird dir zur Sündfluth werden /

    Und / Caesar, deinen Ruhm vertilgen von der Erden /

    Mein Blut das ziehrt mich mehr / als dich die Sieges-Fahn.

    Es wird die Affter-Welt mich setzen zu den Helden /

    Und der getreue Ruhm wird fleissig seyn zumelden /

    Daß Cato Hand noch mehr als Caesars hier gethan.

Und hab ich gleich itzund von meiner Treu geschwiegen /

    So laß ich doch allhir die stäten Zeugen liegen /

    Daß vor die Freyheit ich geopfert Hertz und Muth /

    Ich kan an dir / O Rom / nicht mehr die Augen weiden /

    Dein Nothstand ist mein Tod / dein Jammer ist mein Leiden /

    Diß unterschreib' ich hir mit Eysen und mit Blut.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.