An Floriden (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)
ICh quälte neulich mich in meinen krancken sinnen /
Die augen stunden mir voll wasser und voll glut /
Die zunge zwängte sich / ihr klagen zu beginnen /
Doch war der athem nicht viel besser als der muth.
Den himmel schaut ich an / von dem mein leiden kommen /
Und dann den reinen leib / der mich zum sclaven macht /
Und ob ich mir gleich viel zu sagen fürgenommen /
So ward es endlich doch in diese reime bracht:
Hier ist ein reiner geist / von reiner zucht entzündet /
Dem weder schein noch schmuck hat eine brunst erregt /
Der seine hoffnung bloß auff deine tugend gründet /
Und seinen gantzen sinn zu deinen füssen legt.
Ich weiß / du liebest nicht von liebe viel zu hören /
Weil thorheit ingemein der liebe richtschnur ist;
Doch glaube / Florida / ich will dich nicht bethören /
So wenig als ich mir die thorheit auserkiest.
Ich liebe keinen schmuck / ich ehre keine seide /
Sie ist der würmer werck / und auch der würmer kost /
Mein auge sehnt sich nicht so sehr nach einem kleide /
Was gold und perlen sind / ist mir genung bewust.
Dein reden ohne falsch hat meinen sinn gebunden /
Dein schertzen ohne list legt mir die fessel an;
Die reine liebligkeit / so ich bey dir gefunden /
Macht daß ich Florida nicht wohl verlassen kan.
Bedencke / was du thust / und dencke / daß die flammen
So reine sind wie du / von der sie kommen sind;
Laß endlich blick und blick / und kuß und kuß zusammen /
Doch daß die keuschheit stets sich zum geferten find.
Ein kuß der ist mein ziel / und meines wunsches ende;
Mehr schreib ich ietzo nicht / mich rufft die süsse ruh.
Immittelst küß ich dir die wollen-weiche hände /
Und schliesse diesen reim / doch nicht die hoffnung zu.