Herr und Herrin (Richard Dehmel)
Ein Mann:
Da du so schön bist, darf ich dich beschwören,
errege nicht mein leicht erregtes Blut.
Da du so schön bist, kann ich dir nicht wehren,
daß deine Hand zu sehr in meiner ruht.
Da du so schön bist, muß ich dich begehren,
denn alle Schönheit ist mir freies Gut.
Da du so schön bist, will ich dich zerstören,
damit es nicht ein Andrer tut...
Das Weib:
Da du so stark bist, darfst du mich begehren,
doch meine Schönheit bleibt mein freies Gut.
Da du so stark bist, kannst du mich zerstören,
wenn dir die Tat nicht selbst zu wehe tut.
Da du so stark bist, mußt du mir beschwören,
daß du beschützen wirst mein schutzlos Blut.
Da du so stark bist, will ich dir nicht wehren,
daß deine Hand in meiner ruht...