Paul Fleming

Ueber Gedächtnüß seiner ersten Freundinn (Paul Fleming)

   

    Noch dennoch bleib' ich Ihr / muß ich Sie gleich verlassen /

und meyne Sie / muß ich gleich ihr entzogen seyn /

bezwungen durch das Thun / das unsern Trost und Pein

verwechselt / wie es will. Ich will mein Trübnüß massen /

    Thun wie ein Weiser thut. Ein großes Hertze fassen.

Seyn meine / wie ich soll. Sie aller Tugend schein /

mein alles und auch nichts / ist nicht / und ist doch mein'.

Hass' ich das schöne Kind / so muß ich selbst mich hassen.

    Verhängnüß / schone nicht. Reiß sie nur immer hinn.

Du raubst mir ihren Leib nicht aber ihren Sinn /

der nun und nimmermehr von mir spricht sich zu lencken.

    Mir bleibt dein bester Theil / O meiner Seelen Licht /

und darff ich künfftig schon / Lust / dich besitzen nicht /

So darff ich deiner doch mit Freuden stets gedencken.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.