Paul Fleming

An Deutschland (Paul Fleming)

           

    Ja Mutter es ist war. Ich habe diese Zeit /

die Jugend mehr als faul und übel angewendet.

Ich hab' es nicht gethan / wie ich mich dir verpfändet.

So lange bin ich aus / und dencke noch so weit.

    Ach Mutter zürne nicht; es ist mir mehr als leid /

der Vorwitz dieser Muth hat mich zu sehr verblendet.

Nun hab' ich allzuweit von dir / Trost / abgeländet /

und kan es endern nicht / wie hoch es mir auch reut.

    Ich bin ein schwaches Both ans große Schiff gehangen /

muß folgen / wie / und wenn / und wo man denckt hinaus.

Ich will gleich / oder nicht. Es wird nichts anders draus.

    Indessen meyne nicht / O du mein schweer Verlangen /

Ich dencke nicht auff dich / und was mir frommen bringt.

Der wohnet überall / der nach der Tugend ringt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.