Paul Fleming

An Amorn (Paul Fleming)

     

    Geh / Amor / fleug geschwind / und sags ihr eilend an;

Es ist ümm mich geschehn; Ich lieg in letzten Zügen.

Das Blut ist außgedorrt: Das heisse Marck versiegen.

Ich singe selbst mein Lied / ich Tode naher Schwan.

    Geh / eile / sag es ihr / es ist ümm mich gethan.

Die Wichtigkeit der Pein ist über mich gestiegen:

Das müde Hertze klopfft / ich kan nicht Odem kriegen.

Es ist mir müglich nicht / daß ich mehr leben kan.

    Iedoch / verzeuch noch hier / biß mein gewisser Todt

dich fertigt bald von hier. Diß kanst du hoch bewehren.

Ich brenne liechter Loh / und schwimm' in meinen Zehren.

    Erzehls ihr / was du siehst / von meiner Todesnoth.

Ich kan nicht todt-arm seyn. Verschonen mich die Flammen /

So schlagt diß Thränen Meer doch über mich zusammen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.