Weh! mich ließ der Freund an Kummer... (Muhammad Schams ad Din Hafis)
Weh! mich ließ der Freund an Kummer
und an Weh gebannt und floh;
Setzte mich, dem Rauche ähnlich,
auf den Feuerbrand und floh;
Reichte mir, dem Liebetrunknen,
nicht ein einz'ges Gläschen dar,
Gab mir aber Gift zu kosten
mit der Trennung Hand und floh.
Als ich seine Beute wurde,
ließ er mich im Meer des Grams,
Wund und krank; und seinen Zelter
spornte er gewandt und floh.
Als ich sprach: »Vielleicht gelingt es,
ihn mit List zu fesseln mir«,
Fuhr er auf; mein Glückesrenner
schreckte sich und rannt' und floh.
Weil mein Blut den Raum des Herzens
allzu enge fand, geschah's,
Daß es rosig aus den Augen
durch das Feld sich wand und floh.
Schleier deckten noch die Rose,
als der Morgenvogel schon,
In Hafisens Garten eilend,
Stoff zu Klagen fand und floh.
(Übersetzung:
Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau)