Morgenwind! Wenn du vorüber... (Muhammad Schams ad Din Hafis)
Morgenwind! Wenn du vorüber
wandelst an dem Land des Freundes,
O so bringe Ambradüfte
von dem Lockenband des Freundes!
Ja, bei meiner Seele schwör ich's:
Meine opfre ich zum Danke,
Wenn du freundlich eine Nachricht
bringest von der Hand des Freundes.
Ist dir aber nicht gestattet,
einem solchen Herrn zu nahen,
O dann bring als Augenschminke
Staub von Tür und Wand des Freundes!
Nie durft' ich, der Bettler, hoffen,
mich mit ihm vereint zu schauen,
Außer wenn vor mir im Schlafe
hold das Traumbild stand des Freundes.
Einem Fichtenapfel gleichet
dies mein Herz, und bebt gleich Weiden,
Weil ich sehnend mich zum hohen
Fichtenwuchs gewandt des Freundes.
Frommt's ihm wohl, wenn aus des Grames
Banden sich mein Herz befreiet?
Bleibt ja doch Hafis als Sklave
und als Knecht bekannt des Freundes.
(Übersetzung:
Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau)