Jetzt, da wie Paradieses Hauch... (Muhammad Schams ad Din Hafis)
Jetzt, da wie Paradieses Hauch
die Luft vom Garten mich umfächelt,
Freu ich des Weins mich, da mir auch
der Liebsten Auge wieder lächelt.
Der ärmste Bettler in der Welt
steht heute keinem König nach:
Der Wolke Schatten ist sein Zelt,
der Saatenrain sein Prunkgemach.
Die grüne Flut erzählt vom Fest
des Frühlings wunderholde Mären
Ein Tor, wer Sichres fahren läßt,
um bloß von Hoffnung sich zu nähren.
Erbaue dich am Weine, Freund
wirst du der Moderwelt zum Raube,
So backt sie Ziegelsteine, Freund,
nach deinem Tod aus deinem Staube.
Zähl auf des Feindes Treue nicht:
nie wird's in deinem Kopfe helle,
Suchst du bei einem Kirchenlicht
Erleuchtung deiner Klausnerzelle.
Oh, lenkt nicht von Hafisens Grab
die Schritte: ob sich's auch erwiese,
Daß er voll Sünden sank hinab:
Er geht doch ein zum Paradiese!
(Übersetzung: Friedrich Bodenstedt)