Die Stadt ist voll von Zarten... (Muhammad Schams ad Din Hafis)
Die Stadt ist voll von Zarten:
Wohin ich blick, es lacht:
Kommt, Freunde, Schönheitsmarkt ist,
wenn ihr Geschäfte macht.
Nie sah der Zeiten Auge
so frisches, junges Blut,
Nie fiel in eines Hände
ein Bild so wohlgemacht.
Wer hat gesehn ein Auge,
das Gott aus Geist geschaffen?
Kein Erdenstäubchen drücke
den Saum dir, Himmelspracht!
Was scheuchst du von dir einen
zerbrochnen Mann wie mich,
Der höchstens an ein Küssen
und ein Umfahn gedacht?
Der Wein ist lauter, eil dich
die Zeit ist kostbar, heil dich:
Wer weiß, ob künft'ges Jahr ihm
der Frühling neu erwacht!
Im Garten Tulp' und Rose
stehn Trautgesellen gleich,
Die alle Becher halten
für Liebchen ausgebracht.
Von Hafis jedes Härchen
in Händchen eines Liebchens:
Schwer ist es Posto halten
auf solcher Lagerwacht!
(Übersetzung: Friedrich Rückert)