Sonnet XXXVIII (Martin Opitz)
DV güldne Freyheit du / mein wündschen vnd begehren /
Wie wol doch were mir / im fall ich jederzeit
Mein selber möchte seyn / vnd were gantz befreyt
Der Liebe die noch nie sich wollen von mir kehren /
Wiewol ich offte mich bedacht bin zu erwehren.
Doch / lieb' ich gleichwol nicht / so bin ich wie ein Scheit /
Ein Stock / vnd rawes Bley. die freye Dinstbarkeit /
Die sichere Gefahr / das tröstliche Beschweren /
Ermuntert meinen Geist / daß er sich höher schwingt
Als wo der Pöfel kreucht / vnd durch die Wolcken dringt /
Geflügelt mit Vernunfft vnd muthigen Gedancken.
Drumb geh' es wie es wil / vnd muß ich gleich darvon /
So vberschreit' ich doch deß Lebens enge Schrancken;
Der Name der mir folgt ist meiner Sorgen Lohn.