Martin Opitz

Sonnet XI (Martin Opitz)

       

    DV schöne Tyndaris / wer findet deines gleichen /

Vnd wolt' er hin vnnd her das gantze Land durchziehn?

Dein' Augen trutzen wohl den edelsten Rubin /

Vnd für den Lippen muß ein Türckis auch verbleichen /

    Die Zähne kan kein Gold an hoher Farb' erreichen /

Der Mund ist Himmelweit / der Halß sticht Atstein hin:

Wo ich mein Vrtheil nur zu fellen würdig bin /

Alecto wird dir selbst des Haares halben weichen /

    Der Venus Ehemann geht so gerade nicht /

Vnd auch der Venus Sohn hat kein so scharff Gesicht.

In summa / nichts mag dir verglichen werden können:

    Weil man dann denen auch die vns gleich nicht sind wol /

Geht es schon sawer ein / doch gutes gönnen soll /

So wündsch' ich daß mein Feindt dich möge lieb gewinnen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000361-X
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.