Mörike Eduard

Nimmersatte Liebe (Mörike Eduard)

Nimmersatte Liebe

So ist die Lieb! So ist die Lieb!

Mit Küssen nicht zu stillen:

Wer ist der Tor und will ein Sieb

Mit eitel Wasser füllen?

Und schöpfst du an die tausend Jahr,

Und küssest ewig, ewig gar,

Du tust ihr nie zu Willen.

Die Lieb, die Lieb hat alle Stund

Neu wunderlich Gelüsten;

Wir bissen uns die Lippen wund,

Da wir uns heute küßten.

Das Mädchen hielt in guter Ruh,

Wie's Lämmlein unterm Messer;

Ihr Auge bat: nur immer zu,

je weher, desto besser!

(1828)