Johann Wolfgang von Goethe

Zueignung (Johann Wolfgang von Goethe)

               

Da sind sie nun! Da habt ihr sie!

Die Lieder, ohne Kunst und Müh

Am Rand des Bachs entsprungen.

Verliebt und jung und voll Gefühl

Trieb ich der Jugend altes Spiel,

Und hab sie so gesungen.

Sie singe, wer sie singen mag!

An einem hübschen Frühlingstag

Kann sie der Jüngling brauchen.

Der Dichter blinzt von ferne zu,

Jetzt drückt ihm diätetsche Ruh

Den Daumen auf die Augen.

Halb scheel, halb weise sieht sein Blick

Ein bißchen naß auf euer Glück

Und jammert in Sentenzen.

Hört seine letzten Lehren an!

Er hats so gut wie ihr getan

Und kennt des Glückes Grenzen.

Ihr lacht mich aus und ruft: der Tor!

Der Fuchs, der seinen Schwanz verlor,

Verschnitt jetzt gern uns alle.

Doch hier paßt nicht die Fabel ganz,

Das treue Füchslein ohne Schwanz

Das warnt euch für der Falle.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering