Johann Wolfgang von Goethe

Frühzeitiger Frühling (Johann Wolfgang von Goethe)

   

Tage der Wonne,

Kommt ihr so bald?

Schenkt mir die Sonne,

Hügel und Wald?

Reichlicher fließen

Bächlein zumal.

Sind es die Wiesen?

Ist es das Tal?

Blauliche Frische!

Himmel und Höh!

Goldene Fische

Wimmeln im See.

Buntes Gefieder

Rauschet im Hain;

Himmlische Lieder

Schallen darein.

Unter des Grünen

Blühender Kraft

Naschen die Bienen

Summend am Saft.

Leise Bewegung

Bebt in der Luft,

Reizende Regung,

Schläfernder Duft.

Mächtiger rühret

Bald sich ein Hauch,

Doch er verlieret

Gleich sich im Strauch.

Saget, seit gestern

Wie mir geschah?

Liebliche Schwestern,

Liebchen ist da!

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering