Johann Wolfgang von Goethe

An Belinden (Johann Wolfgang von Goethe)

       

Warum ziehst du mich unwiderstehlich,

Ach, in jene Pracht?

War ich guter Junge nicht so selig

In der öden Nacht?

Heimlich in mein Zimmerchen verschlossen,

Lag im Mondenschein,

Ganz von seinem Schauerlicht umflossen,

Und ich dämmert ein;

Träumte da von vollen goldnen Stunden

Ungemischter Lust,

Hatte schon dein liebes Bild empfunden

Tief in meiner Brust.

Reizender ist mir des Frühlings Blüte

Nun nicht auf der Flur;

Wo du, Engel, bist, ist Lieb und Güte,

Wo du bist, Natur.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering