Hugo Ball

Die Katze (Hugo Ball)

Die Katze

                   

     

Als meine Katze, die mir schwesterlich gesinnt,

Jählings aus ihrem indischen Traum erwachte,

Da sah sie sich so wirr unfaßbar um,

Daß ich ihr derb ins furchige Antlitz lachte.

Sie kam von einer haßerfüllten Jagd.

Ihr stand das Maul noch breit von fetten Lüsternheiten.

Es troff noch ganz von Schilf und Dschungelduft ihr Fell.

Schweif und Gebiß aus höllischen Gebreiten.

Nun saß sie aufrecht da mit einem Rucke

Kraft ihrer eingestemmten erzgeschärften Klauen

Wie ein gefoppter Nachtmahr der auf Tücke sinnt,

In böser Rachlust funkelnd anzuschauen.

Als jedoch plötzlich sich in mystischem Entschlusse

Das Ofenrohr zum Raupenbuckel spannte

Und auf dem Teppich blau und gelber Blitze Zucken

Ein Feuerspiel im Ornament abbrannte,

Da schwang der grünen Bestie maßlose Erregung

Sich pfeifend auf des Spiegelschrankes Bogen,

Den Rücken hochgekrümmt wie Augenbrauen,

Die sich japanische Prinzessen vormals zogen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-928660-67-5
Erschienen im Buch "Die nichtgesammelten Gedichte"
Herausgeber: Faber & Faber Verlag