Der Wolf im Schafspelz (Gottlieb Konrad Pfeffel)
Ein junger Wolf, ja wohl war er noch jung,
Doch überklug in seiner Einbildung,
Sprach zu sich selbst: die Schafe fliehn uns Wölfe;
Wenn du sie haschen willst, so mache dich zum Schaf.
Gesagt, getan. Er fraß das erste, das er traf,
Und hüllte sich in seine Schelfe.
So zog er durch den Wald. Sein eigener Papa
Ward ihn gewahr. Durch sein Gewand getäuschet
Sprang er herbei, und eh er sichs versah,
Biß er den Kopf ihm ab. Er war schon halb zerfleischet,
Als er die List entdeckt. Was, ungeratner Sohn,
Rief er, du wolltest mich belügen?
Doch du verdienest deinen Lohn;
Der Mensch nur hat das Recht, im Schafspelz zu betrügen.