Der Käfer (Gottlieb Konrad Pfeffel)
Ein Käfer, den der Lenz zur Welt gebar,
Ward ihrer satt, eh noch von seiner Krone
Der Ceres Haupt entblößet war.
Er kroch in eine wurmichte Melone
Und lebte hier wie Paul, der Eremit,
Vier Monden lang so tief verborgen,
Daß auch kein Sonnenstrahl in seine Zelle glitt.
An einem trüben Wintermorgen,
Da seinen Körper schon des Alters Rost zerfraß,
Verließ er sein Quartier, um frische Luft zu schöpfen.
Ein Flor von blankem Eis lag auf dem fahlen Gras;
Die Berge zeigten sich mit weißen Köpfen,
Und kein Konzert belebte mehr die Flur.
Der Siedler staunt und schweigt und als er sich besinnt,
Ruft er: mich wundert nicht, daß meine Kraft zerrinnt.
Ich teile bloß das Schicksal der Natur.
Sie ist dem Ende nah, ich will mit ihr zerstäuben;
Wie schlimm wär ich daran, müßt ich so ganz allein
Im öden Weltschutt übrig bleiben.
Nun zog er in sein morsches Nest sich ein,
Und starb am dritten Tag. Allein der Lenz kam wieder,
Sein Finger schmückte Feld und Hain,
Und auch des Käfers Grab. - Wie mancher unsrer Brüder
Wähnt stolz, daß auch mit ihm die Welt vergeht:
Er stirbt, und siehe da, die Welt besteht!