Der Fuchs und der Wolf (Gottlieb Konrad Pfeffel)
(1789)
Herr Fuchs ging auf die Freierei
Und kam an einem Born vorbei,
An dem ein blankes Zwillingspaar
Von Eimern aufgehangen war.
Er guckt hinein und sieht entzückt
Sein Bild im Wasser abgedrückt
Und glaubt im Rausch der Schwärmerei,
Daß es sein trautes Liebchen sei.
Er winket ihr, sie winket ihm:
Er folgt. Mit frohem Ungestüm
Schifft er sich ein und schnellt hinab
Mit Rasseln in das nasse Grab.
»Wo bin ich, ach, ich armer Tropf!«
Ruft er. Doch er behält den Kopf
Und jauchzt. Sein Jubel füllt die Luft
Und lockt den Wolf aus seiner Kluft.
Er tritt zum Born: »Ach, armes Kind,
Liegst in der Hölle?« »Bist du blind,
Mein Freund? Ich setze dir mein Vließ
Zum Pfand, ich bin im Paradies.
Die Klugheit macht, daß in der Welt
Das Zwerglein oft den Riesen fällt;
Nur wendet sie kein Biedermann
Die Einfalt zu berücken an.