Gottlieb Konrad Pfeffel

Das Schachspiel (Gottlieb Konrad Pfeffel)

               

Auf einem Schachbrett stand der Steine bunte Schar

Nach Stand und Würden hingepflanzt;

Der hölzerne Monarch und seine Dame war

Von Reisigen und Türmen rund umschanzt.

Die Läufer, oder wenn wir sie

Nach gallischem Kanzleistil nennen wollen,

Die Narren spielten große Rollen.

Die Bauern, gar ein zahmes Vieh

So lange sie nicht ihre Stärke kennen,

Die Bauern mußten vorne dran,

Um sich zuerst die Köpfe zu verrennen.

Das deutungsvolle Spiel begann.

Gewalt und List regierten das Gefechte;

Hier ward der Knecht vom Herrn und dort der Knecht vom Knechte,

Oft gar der Herr durch seinen Hintermann

Von seinem Platz verdrängt. Der stolze Großsultan

Sah unbewegt zur Rechten und zur Linken

Die Hälfte seiner Nation,

Als Opfer des Geschicks, zu Boden sinken,

Und endlich fiel auch er vom Thron.

Jetzt nimmt der Herr des Spiels, der allen Steinen

Die Rollen ausgeteilt und selbst sie aufgestellt,

Sie weg, und wirft vermengt die Großen und die Kleinen

In einen dunkeln Sack. Dies ist das Bild der Welt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-87164-032-8
Erschienen im Buch "Skorpion und Hirtenknabe"
Herausgeber: Maximilian Dietrich Verlag