Gottfried August Bürger

Das vergnügte Leben (Gottfried August Bürger)

       

Der Geist muß denken. Ohne Denken gleicht

Der Mensch dem Öchs- und Eselein im Stalle.

Sein Herz muß lieben. Ohne Liebe schleicht

Sein Leben matt und lahm, nach Adams Falle.

Ein Kranz umkränz ihn, ohne Drang und Zwang,

Ein Kranz von klugen nur nicht stolzen Leuten,

Die sich auf Witz verstehn und Schnurrigkeiten;

Denn sonst währt mancher Abend gar zu lang.

Dabei ist's eine himmlisch schöne Sache

Um einen rechten braven Herzensfreund,

Der, ist man fröhlich, wacker mit uns lache,

Und ehrlich weine, so man selber weint.

Der Abend muß ein Leckermahl bescheren;

Ein Mahl, erheitert durch Gespräch und Wein.

Da mag das Herz voll guter Dinge sein;

Nur muß der Kopf des Rausches sich erwehren.

Sagt, Freunde, schlendert nicht ein solches Leben

Gar artig und gemächlich seinen Gang?

Seit mir die Lieb Amalien gegeben,

Besitz ich alles, was ich eben sang.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000228-1
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.