An die Nymphe des Regenborns (Gottfried August Bürger)
Neig' aus deines Vaters Halle,
Felsentochter, mir dein Ohr!
Hell im Schimmer der Krystalle,
Hell im Silberschleier walle,
Reine Nymphe, wall' hervor!
Libern jauchzet die Mänade
Huldigung bei Cymbelklang.
Dir nur, glänzende Najade,
Deiner Urne, deinem Bade
Weihte Keiner Hochgesang?
Wol, ich weih' ihn! Wo der Zecher,
Der des Preises spotten soll?
Ha! Wo ist er? Ich bin Rächer!
Fleuch! Mein Bogen tönt! Mein Köcher
Rasselt goldner Pfeile voll!
Hier, wie aus der Traube, quillet
Geist und Leben, frisch und rein,
Leben, das den Hirten füllet,
Das den Durst der Heerde stillet,
Welches Wiese tränkt und Hain.
Horch! Es rauscht im Felsenhaine,
Woget Thal und Wies' entlang,
Leckt im Widder auf dem Raine,
Schauert durch das Mark der Beine,
Kühlt des Wandrers heißen Gang.
Lebensfülle, Kraft und Streben
Trank auch ich schon oft bei dir;
Drob sei auch von nun an Leben
Und Unsterblichkeit gegeben
Deinem Namen für und für!