Herbstnacht (Gottfried Keller)
Als ich, ein Kind, am Strome ging,
Wie ich da fest am Glauben hing,
Wenn ich den Wellen Blumen gab,
So zögen sie zum Meer hinab.
Nun hält die schwarz verhüllte Nacht
Erschauernd auf den Wäldern Wacht,
Weil bald der Winter, kalt und still,
Doch tödlich mit ihr ringen will.
Schon rauscht und wogt das weite Land
Geschüttelt von des Sturmes Hand,
Es braust von Wald zu Wald hinauf
Entlang des Flusses wildem Lauf.
Da schwimmt es auf den Wassern her,
Wie ein ertrunknes Völkerheer
Schwimmt Leich' an Leiche, Blatt an Blatt,
Was schon der Streit verschlungen hat.
Sing's in die Niedrung, dunkle Flut:
Hier oben glimmt ein heisses Blut,
Wie Heidefeuer einsam glüht,
An dem die Welt vorüber zieht