Gottfried Keller

Feldbeichte (Gottfried Keller)

Im Herbst, wenn sich der Baum entlaubt,

Nachdenklich wird und schweigend,

Mit Reif bestreut sein welkes Haupt,

Fromm sich dem Sturme neigend:

Da geht das Dichterjahr zu End',

Da wird mir ernst zu Mute;

Im Herbst nehm' ich das Sakrament

In jungem Traubenblute.

Da bin ich stets beim Abendbrot

Allein im Feld zu finden,

Da brech' ich zag mein Stücklein Brot

Und denk' an meine Sünden.

Ich richte mir den Beichtstuhl ein

Auf ödem Heideplatze;

Der Mond, der muss mein Pfaffe sein

Mit seiner Silberglatze.

Ich habe längst mit Not und Tod

Ein Wörtlein schon gesprochen!"

Dann wird mein Pfaff vor Ärger rot

Und hat sich bald verkrochen.