Ich steh an deiner Krippe hier (Gerhardt Paul)
Ich steh an deiner Krippe hier,
o Jesu , du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn
Herz, Seel und Mut mimm alles hin
Und laß dir's wohl gefallen
Du hast mit deiner Lieb erfüllt
mein Adern und Geblüte;
dein schöner Glanz, dein süßes Bild
liegt mir ganz im Gemüte.
Und wie mag es auch anders sein?
Wie könnt ich dich, du Herze mein,
aus meinem Herzen lassen.
Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.
Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
0 Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!
Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
0 daß mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
daß ich dich möchte fassen!
Wann oft mein Herz im Leibe weint
und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: »Ich bin dein Freund,
ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, 0 Bruder mein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.«
0 daß doch so ein lieber Stern
soll in der Krippen liegen!
Für edle Kinder großer Herrn
gehören güldne Wiegen.
Ach Heu und Stroh ist viel zu schlecht,
Samt, Seide, Purpur wären recht,
dies Kindlein drauf zu legen!
Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,
ich will mir Blumen holen,
daß meines Heilands Lager sei
auf lieblichen Violen;
mit Rosen, Nelken, Rosmarin
aus schönen Gärten will ich ihn
von oben her bestreuen.
Zur Seite will ich hier und dar
viel weißer Lilien stecken,
die sollen seiner Äuglein Paar
im Schlafe sanft bedecken.
Doch liebt viel mehr das dürre Gras
dies Kindlein als alles das,
was ich hier nenn und denke.
Du fragest nicht nach Lust der Welt
noch nach des Leibes Freuden;
du hast dich bei uns eingestellt,
an unsrer Statt zu leiden,
suchst meiner Seele Herrlichkeit
durch Elend und Armseligkeit,
daß will ich dir nicht wehren.