Georg Heym

Die Seefahrer (Georg Heym)

       

Die Stirnen der Länder, rot und edel wie Kronen

Sahen wir schwinden dahin im versinkenden Tag

Und die rauschenden Kränze der Wälder thronen

Unter des Feuers dröhnendem Flügelschlag.

Die zerflackenden Bäume mit Trauer zu schwärzen,

Brauste ein Sturm. Sie verbrannten, wie Blut,

Untergehend, schon fern. Wie über sterbenden Herzen

Einmal noch hebt sich der Liebe verlodernde Glut.

Aber wir trieben dahin, hinaus in den Abend der Meere

Unsere Hände brannten wie Kerzen an.

Und wir sahen die Adern darin, und das schwere

Blut vor der Sonne, das dumpf in den Fingern zerrann.

Eine Wolke nur stand in den Weiten noch lange,

Ehe die Nacht begann, in dem ewigen Raum

Purpurn schwebend im All, wie mit schönem Gesange

Über den klingenden Gründen der Seele ein Traum.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Dichtungen"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.