Georg Bötticher

Zechers Rat (Georg Bötticher)

             

Mein lieber Sohn, bezech dich nie allein,

Laß einsam dich auf keine Bowle ein!

Die Götterlust, die mächtig dich erfaßt,

Wenn du den Zaubertrank erst in dir hast –

Wie willst du, sag mir, würdig sie verwerten,

Fehlt's dir an gleichgestimmten Zechgefährten?

Mit Engelsflügeln fühlst du dich beglückt.

Sag es der Welt: – Sie hält dich für verrückt!

Die schnöde Welt – daß sie der Henker hole! –

Trank ja nicht mit von deiner Götterbowle –

Sie sitzt und kaut und schlingt, indes du fliegst

Und jubelnd dich in Himmelslüften wiegst!

Drum, lieber Sohn, bezech dich nie allein:

Lad' einen dir, lad zwei und drei dir ein.

Die Götterlust, die mächtig dich erfaßt,

Wenn du den Zaubertrank erst in dir hast –

Du kannst sie, glaub mir, würdig nie verwerten

Fehlt's dir an gleichgestimmten Zechgefährten!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-910148-30-1
Erschienen im Buch "Alfanzereien und Allotria"
Herausgeber: Sachsenbuch Verlagsgesellschaft