Friedrich Schiller

Das Mädchen aus der Fremde (Friedrich Schiller)

    In einem Thal bei armen Hirten

Erschien mit jedem jungen Jahr,

Sobald die ersten Lerchen schwirrten,

Ein Mädchen, schön und wunderbar.

    Sie war nicht in dem Thal geboren,

Man wußte nicht, woher sie kam;

Und schnell war ihre Spur verloren,

Sobald das Mädchen Abschied nahm.

    Beseligend war ihre Nähe,

Und alle Herzen wurden weit;

Doch eine Würde, eine Höhe

Entfernte die Vertraulichkeit.

    Sie brachte Blumen mit und Früchte,

Gereift auf einer andern Flur,

In einem andern Sonnenlichte,

In einer glücklichern Natur.

    Willkommen waren alle Gäste;

Doch nahte sich ein liebend Paar,

Dem reichte sie der Gaben beste,

Der Blumen allerschönste dar.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung