Friedrich Schiller

Das Geheimniß (Friedrich Schiller)

     

Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,

    Zu viele Lauscher waren wach;

Den Blick nur durft' ich schüchtern fragen,

    Und wohl verstand ich, was er sprach.

Leis komm ich her in deine Stille,

    Du schön belaubtes Buchenzelt,

Verbirg in deiner grünen Hülle

    Die Liebenden dem Aug der Welt!

Von ferne mit verworrnem Sausen

    Arbeitet der geschäft'ge Tag,

Und durch der Stimme hohles Brausen

    Erkenn' ich schwerer Hämmer Schlag.

So sauer ringt die kargen Loose

    Der Mensch dem harten Himmel ab;

Doch leicht erworben, aus dem Schooße

    Der Götter fällt das Glück herab.

Leis auf den Zehen kommt's geschlichen,

    Die Stille liebt es und die Nacht;

Mit schnellen Füßen ist' entwichen,

    Wo des Verräthers Auge wacht.

O schlinge dich, du sanfte Quelle,

    Ein breiter Strom um uns herum,

Und drohend mit empörter Welle

    Vertheidige dies Heiligthum!

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung