Friedrich Schiller

An Demoiselle Slevoigt, bei ihrer Verheirathung mit Herrn Dr. Sturm, von einer mütterlichen und fünf schwesterlichen Freundinnen (Friedrich Schiller)

bei ihrer Verheirathung mit Herrn Dr. Sturm,

von einer mütterlichen und fünf schwesterlichen Freundinnen.

       

Zieh, holde Braut, mit unserm Segen,

Zieh hin auf Hymens Blumenwegen!

    Wir sahen mit entzücktem Blick

Der Seele Anmuth sich entfalten,

Die jungen Reize sich gestalten

    Und blühen für der Liebe Glück.

Dein schönes Loos, du hast's gefunden;

Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz

Dem süßen Gott, der dich gebunden;

Er will, er hat dein ganzes Herz.

Und willst du das Geheimniß wissen,

Das immer grün und unzerrissen

    Den hochzeitlichen Kranz bewahrt?

Es ist des Herzens reine Güte,

Der Anmuth unverwelkte Blüthe,

    Die mit der holden Scham sich paart,

Die, gleich dem heitern Sonnenbilde,

In alle Herzen Wonne lacht,

Es ist der sanfte Blick der Milde

Und Würde, die sich selbst bewacht.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung