An die Fliege (Friedrich Haug)
Kleine rege Fliege!
Lose Schwärmerin!
Dürstest du, so schmiege
Dich an's Kelchglas hin!
Komm, du bist geladen!
O mein Traubenmost
Soll dein Kehlchen baden
Süß, wie Götterkost.
Schlürfe Lust und Feuer!
Taumle gar hinab!
Ich bin dein Befreier
Aus dem Nectargrab.
Halt! Nicht umgesunken!
Zeche fort in Ruh!
Endlich flattre trunken
Deiner Buhlschaft zu!
Sieh! Konfect und Flaschen
Mangeln nicht bei mir.
Wein und Zucker haschen
Sollst du für und für!
Ewig Wonneschweben
Zwischen Überfluß
Sey dein Sommerleben,
Ewiger Genuß.
Denn mit Sturmgeheule
Bricht der Winter ein.
Ach, in kurzer Weile
Wirst du nicht mehr seyn;
Nimmer fröhlich wärmen
Dich im Sonnenstrahl,
Nimmer naschend schwärmen
Um mein Königsmahl;
Lüstern buhlen nimmer,
Durch dein Brüderheer
Deiner Flügel Schimmer
Schütteln nimmermehr!
Nein! die Thränen glänzen!
Lust zerrinnt im Nu.
O! Nach dreißig Lenzen
Bin ich todt, wie du!